Wer hätte das gedacht: SPD und CDU/CSU wollen den Nachtzugverkehr stärken! Ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen der großen Koalition bringt plötzlich neue Töne. Die Deutsche Bahn solle u.a. die bestehenden Kooperationen weiterführen und eine Ausweitung der Streckenangebote prüfen. Sie soll nicht mehr benötigtes Material anderen Betreibern anbieten und sich für ein einheitliches Buchungssystem einsetzen. Der Antrag ist vielleicht noch nicht der große Wurf, aber immerhin erkennen nun auch die Mehrheitsfraktionen an, dass Nachtzüge nachgefragt werden und eine Zukunft haben. Am 22. Juni sollen neben diesem auch die deutlich weitergehenden Anträge der Linken und der Grünen beraten werden.
Wenn tatsächlich im Dezember die Trassenpreise nachts gesenkt werden, ergeben sich auch unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen schon neue Chancen für Nachtzüge. Schließlich bleibt unbegreiflich, warum die DB zwar nächtliche Intercitys betreiben kann, aber es nicht möglich sein soll, an diese Züge auch die vorhandenen (!) Schlaf- und Liegewagen anzuhängen. Hier eröffnet sich auf jeden Fall ein weiterer Spielraum, auch gemeinsam mit den ÖBB. Die Österreicher beweisen ja gerade, dass sie auch in Deutschland erfolgreiche Nachtzüge betreiben können – siehe Berichte in der Heilbronner Stimme, der taz und der Stuttgarter Zeitung.
Wie die Entwicklung konkret weiter geht und ob auf Worte auch Taten folgen, bleibt abzuwarten. Insbesondere die Anerkennung der Bahncard über 2017 hinaus wird ein Knackpunkt sein. Der jetzige Stimmungswandel ist auf alle Fälle ein schöner Erfolg für die Nachtzugkampagne und alle ihre Unterstützer.
Ergänzung 01.07.2017: Inzwischen gibt es das Protokoll (in der PDF Datei ab S. 190ff) und ein Video von der nächtlichen Debatte
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