Der TUI Ferienexpress – über Nacht in den Urlaub

Der Reiseveranstalter TUI hat in den 1980er Jahren in Kooperation mit der Deutschen Bundesbahn einen eigenen Wagenpark betrieben, um Pauschalurlaubern die Anreise zum Urlaubsort aus einer Hand anbieten zu können. Die TUI Wagen hatten Schlaf- und Liegeabteile, mit Sitzen, Betten und Kojen für Kinder. Der Innenraum wurde von Karl-Dieter Bodack gestaltet, im typischen Stil der Zeit in warmen Braun- und Orangetönen. Nicht belegte Sitze konnten durch Umklappen der Rückenlehne zu kleinen Tischen umgewandelt werden, und es befanden sich kleine Schließfächer für Wertsachen in jedem Abteil. In jedem Zug wurde außerdem ein Treff-Wagen mit Speisen- und Getränkeservice mitgeführt.

Die Touristik Union besaß die Züge, verkaufte Plätze und leistete den Service. Die DB wartete die Fahrzeuge, stellte Loks und Zugführer und ermöglichte die Fahrt auf ihren Strecken und Bahnhöfen. Zielbahnhöfe lagen im Sommer in den Urlaubsgebieten von Oberbayern, Österreich, Italien, Frankreich sowie in Jugoslawien und Ungarn. Im Winter war die Alpenregion, vor allem Österreich und die Schweiz das Ziel für Wintersportler. Mit Flügelzügen wurden ab Hamburg und Dortmund umsteigefreie Direktverbindungen ermöglicht, teils auch mit Autotransport. Innerdeutsche Relationen wurden mit zwei wöchentlichen Tag-/Nachtfahrten bedient, ausländische Ziele konnten mit weiteren zwei Umläufen mit Nacht-/Nachtfahrten pro Woche erreicht werden. Dieses Konzept führte zu einer sehr guten Auslastung der Zugeinheiten.

Wegen des großen Erfolges des TUI-Ferienexpress verstärkte die Deutsche Bundesbahn ihre Aktivitäten im Urlaubsreiseverkehr, so dass der TUI-Ferienexpress nach und nach Kunden verlor. 1993 verkaufte die TUI die Zuggarnituren an die Niederländische Staatsbahn.

 

 

4 Comments

  1. Pingback: Nacht- und Urlaubsverkehr auf der Schiene (von K.-D. Bodack) – Nachtzug retten

  2. Spekulative Fragen:
    Hat die DB jemals bzw. insgesamt Gewinne gemacht mit den in Konkurrenz zu TUI aufgestellten Zuegen?
    Wuerde TUI solche Zuege heute noch – und zwar wirtschaftlich – betreiben, wenn die DB ihnen nicht „das Wasser abgegraben“ hatte?
    War nur das Marketing von TUI besser, oder auch die gesamte Leistung (z.B. weitere Transferfahrten)?

  3. Ich bin mit meinen Eltern zu jener Zeit jedes Jahr in die
    Berge gefahren, mit diesem TUI Ferien Express, solange
    es ihn gab. Dies empfand ich damals als aufregend und
    schön, weil wir noch kein Auto besaßen und Flugreisen
    leider unerschwinglich teuer waren. TUI gab sich viel Mühe
    und die Betreuung durch den Reiseleiter empfand ich als Kind
    immer sehr toll! Möglicherweise mußte TUI die Ferien Expresse
    aufgeben, weil die Konkurrenz durch die aufkommenden Billig-
    flüge, das Internet und überhaupt die wachsende Selbständigkeit
    der Leute immer größer wurden. Auch denke ich, daß die DB
    ihr Schienennetz nicht umsonst zur Verfügung gestellt hat und
    nun selbst abkassieren wollte. Eine Reise wie damals, wäre
    zu heutigen Zeiten unmöglich, vor allem die Beschallung durch
    Musik, die nach heutigen Maßstäben lächerlich wäre. Jeder
    hat doch ein Smartphone mit Musik drauf oder ein Tablet
    um damit im Internet zu surfen, was es damals ja alles noch
    gar nicht gab. Da sorgten die Reiseleiter für Unterhaltung im
    Zug auf mannigfaltige Weise. (TUI Treff z.B. in der Zugmitte)
    Wegen der vielen Billigstangebote und Kurzreisen würde solch
    ein von A bis Z durchgeplanter Urlaub gegenwärtig nicht mehr
    realistisch sein. In die Berge fährt man heute mit dem Auto
    oder sogar mit einem Billigflug. Alles Weitere unternimmt man
    dann selbst vor Ort. -Online buchen ist gang und gäbe.

    Wäre damals unmöglich oder sagen wir mal sehr, sehr kompliziert,
    nur für Insider denkbar gewesen. Alles in Allem weiß ich jedoch
    nicht, ob ich solch eine Reise heute noch machen wollte, selbst
    wenn es diese Züge noch gäbe. Irgendwie ist die Zeit über die
    Erlebnisse des Ferien Expresses hinweggegangen und andere
    Dinge sind heute wichtig geworden, auch andere Arten zu
    reisen. In Hundert Jahren werden sich die Leute dann tot-
    lachen über die Art, wie wir heute verkehren. Vielleicht gehen
    dann Drohnen von Ort zu Ort oder unterirdische Tunnel?

    Wer weiß…

    • Der FerienExpress ist sicher auch ein Stückweit ein Kind seiner Zeit gewesen. Durchgeplante Pauschalurlaube sind aber auch heute weit verbreitet. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, jemals so zu „reisen“ – ein Markt ist offenbar vorhanden. Warum also nicht auch über Nacht und per Bahn: Gerade mit WLAN und für Kurztripps!

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