Ein langsames Sterben der Nachtzüge in Europa ist nicht zwangsläufig, aber es ist möglich, solange keine gemeinsame Vision für ihre Zukunft gefunden wird und die Betreiber keinen pragmatischeren Ansatz wählen, um ihre angebotenen Plätze zu belegen.
(Keith Barrow, International Rail Journal)
Barrows Artikel nennt die Gründe für die aktuelle Krise des Nachtzugangebots:
- hohe Fixkosten wegen speziellem Wagenmaterial und Personal
- schlecht ausgenutzte Lokomotiven, die nur für Nachtzüge vorgehalten werden müssen (während der Tagverkehr zunehmend mit Triebwagenzügen durchgeführt wird)
- Überalterung des Fahrzeugparks in vielen europäischen Ländern und fehlende Sicherheit für neue Investitionen
- Zwang zur Eigenwirtschaftlichkeit durch Wegfall der Quersubventionierung aus anderen Betriebszweigen
- Baustellen an den Strecken in den Nachtstunden
- schwierige Abstimmung mit unterschiedlichen Infrastrukturbetreibern
- Konkurrenzdenken statt Kooperation zwischen den nationalen Bahnbetreibern
Während die EU Milliarden in den Ausbau grenzüberschreitender Verkehrswege pumpt, entfallen auf der anderen Seite die vorhandenen Verkehre, für die es in diesem Umfeld keine gemeinsame Zukunftsidee gibt. Damit werden die bisherigen Passagiere praktisch zu Kurzstreckenflügen gezwungen – in völliger Verkehrung der Klimaziele.
Die europäischen Regierungen müssen darüber entscheiden, wie ein künftiges Nachtzugnetz aussehen soll und was zu seiner Umsetzung getan werden kann. Die Betreiber müssen ihrerseits die Vorteile ihrer Angebote gegenüber dem Flugzeug deutlicher bewerben und so Auslastung der Züge erhöhen.
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