Der Zug verlässt den Bahnhof pünktlich um 20:00 Uhr. Bereits beim Einstieg haben wir unser großes Gepäck sicher in den Schließfächern im Türbereich verstaut – so bleibt mehr Platz im Flur und im Abteil. Die Magnetkarte dient gleichzeitig als Türschlüssel.
Da wir uns spontan für die frühere Verbindung entschieden haben, bleibt noch genug Zeit für ein gemütliches Abendessen. Während im Bordrestaurant mehrgängig getafelt wird, begnügen wir uns mit frisch belegten Baguettes im Bistroabteil unseres Liegewagens. Später finden sich an der Bar noch einige Rucksackreisende ein, sie übernachten nebenan in bequemen Liegesesseln. Bei einer Runde Bier oder Fassbrause fahren wir gemeinsam in die Dämmerung. Einige Mitfahrer können natürlich nicht von ihren Smartphones lassen und surfen unterwegs per kostenlosem W-LAN.
Die Sitze sind inzwischen zu bequemen Liegen ausgeklappt – auf jedem Platz finden sich ein mehrsprachiges Infoblatt zu Service, Fahrplan und den Orten an der Strecke sowie eine kleine Flasche Mineralwasser. Jetzt zur Adventszeit liegt sogar noch ein Lebkuchen dabei! Solche kleinen Aufmerksamkeiten geben einem das Gefühl, dass man als Fahr-Gast wirklich willkommen ist.
Die Abteile sind gut geräuschgedämmt, wie man das vom ICE her kennt. Von dort wurde auch die Idee der Kopfhörerbuchsen für unterschiedliche Musikprogramme übernommen. Die Klimaanlage ist auf angenehme Temperaturen reguliert – Zugluft und lautes Gebläse gehören der Vergangenheit an. Dass die sanitären Anlagen regelmäßig kontrolliert und gesäubert werden, versteht sich von selbst. Auch wenn ich die Nacht nicht komplett durchschlafen kann, beruhigt mich der vertraute Rythmus der Schienen und lässt vom kommenden Tag träumen.
Die durchreisten 1.500 Kilometer vergehen wie im Schlaf. Am Morgen werden wir individuell geweckt, wahlweise mit dem am Abend zuvor georderten Getränk. Nach einer kurzen aber erfrischenden Dusche verlassen wir den Zug um 07:20 Uhr – und blicken etwas neidisch auf die Mitreisenden, die bis zu ihrem Zielbahnhof noch die Zeit haben, ein ausgiebiges Frühstück mit Blick auf die erwachende Landschaft zu genießen.
Wir haben dafür einen Gutschein für das Café im Bahnhof bekommen. Und während wir unsere Croissants in den Milchkaffee tunken, wundern wir uns, wie man im Jahr 2014 tatsächlich auf die Idee kommen konnte, Nachtzüge einzustellen.
Meine ideale Nachtzugreise begann letztes Jahr in Wien knapp drei Stunden spaeter, so dass noch genug Zeit fuer einen Besuch in der Volksoper blieb.