Ab Mitte der 90er Jahre hat die Deutsche Bahn spezielle Zugeinheiten für den Nachtreiseverkehr eingesetzt. Die Fahrzeuge des spanischen Herstellers Talgo haben durch (passive) Neigetechnik, Leichtbauweise und die Anordnung der Achsen zwischen den Wageneinheiten einen besonders ruhigen Lauf. Sie wurden vor allem auf den Verbindungen München – Berlin, aber auch im „Hauptstadtverkehr“ zwischen Bonn und Berlin eingesetzt. Zeitweise wurden auch Stuttgart und Hamburg angefahren. Aufgrund der technischen Unterschiede ist ein Koppelung mit herkömmlichen Wagentypen allerdings nicht möglich, so dass die Zuggarnituren nur im Ganzen gefahren wurden. Ursprünglich standen nur Schlaf- und Sitzplätze zur Verfügung. Im deutschen Nachtverkehr bestand aber auch eine starke Nachfrage nach einem mittleren Komfortsegment. Daher kreierte man die neue Kategorie des „Kajütliegewagens„. Diese Komfortstufe war zuvor in Westeuropa weitgehend unbekannt, sie findet jedoch im asiatischen Raum sowie in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion breite Verwendung. Jeweils zwei Liegeplätze sind übereinander wie Stockbetten angeordnet und lediglich mit Vorhängen vom Mittelgang abgetrennt.
Die Züge verfügten jeweils über einen Bistro-/Rezeptionswagen und einen Restaurant-/Loungewagen. Sie wurden auf ihrer Fahrt von einem Bordtechniker begleitet. Die Talgo Züge erreichten extrem hohe Zuverlässigkeitswerte und waren aufgrund ihres Komforts bei den Reisenden sehr beliebt. 2009 endete ihr Einsatz – laut DB aus wirtschaftlichen Gründen. Der geplante Einsatz der Züge für Verbindungen nach Spanien und Russland wurde ebenfalls verworfen.
Bis 2013 verkehrten Hotelzüge des Typs Talgo der spanisch-französischen Gesellschaft Elipsos zwischen Paris und Barcelona / Madrid, bis 2012 auch zwischen Zürich bzw. Mailand und Spanien. Im Jahr 2009 nutzten über 300.000 Fahrgäste diese Angebote. Heute werden die Reisenden auf den TGV Tagesverkehr verwiesen. Hotelzüge verkehren aktuell nur noch auf innerspanischen Relationen und zwischen Madrid und Lissabon.
Weitere Infos bei Wikipedia und bei der Firma Talgo. Außerdem gibt es eine ausführliche Fotogalerie.
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